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Mehr Planungssicherheit im Maschinenzentrum

Das Maschinenzentrum von Miele, ein interner Dienstleister des Haushaltsgeräteherstellers, setzt auf die adaptiven IT-Lösungen HSplan und HSauftrag des Erfurter Softwarehauses HSi. Dank der Planungswerkzeuge wurden mittlerweile eine Steigerung der Ausbringung von 10 bis 15 % sowie eine deutlich verbesserte Termintreue erreicht.

Das 1899 gegründete deutsche Familienunternehmen Miele & Cie. KG, der nach eigenen Angaben weltweit führende Hersteller von Premium Hausgeräten mit Hauptsitz in Gütersloh, erzielte mit fast 17.000 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2011/2012 einen Umsatz über drei Milliarden Euro. 47 Vertriebsgesellschaften vertreten Miele weltweit in ebenso vielen Ländern. Das bis heute inhabergeführte Unternehmen produziert an acht Standorten in Deutschland. Zudem fertigt Miele Produkte und dazugehörige Komponenten in Bürmoos (Österreich), Uni¿ov (Tschechien), Dongguan (China) und Bracov (Rumänien). Miele bietet langlebige Premium-Hausgeräte für Wäschepflege, Kochen, Backen, Dampfgaren, Kühlen und Gefrieren, Kaffeezubereitung, Geschirrspülen sowie Bodenpflege usw. Hinzu kommen unter dem Namen "Miele Professional" für den gewerblichen Einsatz Waschmaschinen und Wäschetrockner, Geschirrspüler sowie Reinigungs-, Desinfektions- und Sterilisationsgeräte auf den Markt.

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Mit hoher Kompetenz und langjähriger Erfahrung widmen sich die 128 Beschäftigten der Miele Fertigungstechnik der Erstellung von Werkzeugen und Anlagen zur Produktion der vielfältigen Geräte an den Standorten Gütersloh, Lehrte und Unicov. Entsprechend gliedert sich die Fertigungstechnik in die drei Bereiche Werkzeugbau, Anlagenbau und Maschinenzentrum, mit der dort integrierten Arbeitsvorbereitung. Zu den Aufgaben des Maschinenzentrums gehören die Datenaufbereitung, die Erstellung von CAM-Modellen und komplexen NC-Programmen sowie die Koordination der Gewerke im Werkzeug- und Anlagenbau. Hinzu kommt die Erstellung von Bauteilen sowie deren Anpassung für die Instandhaltung im Werkzeugbau, Presswerk und Rohbau. Optimierungen der Einzelteilfertigung durch konstruktive Anpassungen erfolgen sowohl in Abstimmung mit der Konstruktion als auch mit der Montage. Analog wird für Prüfeinrichtungen im Rahmen des Qualitätsmanagements verfahren. Weiterhin fallen in das Aufgabenspektrum die Teilebearbeitung für den Musterbau sowie die Änderung und Nacharbeit von Nullserien-Teilen.

Um mit einer IT-Lösung für sämtliche Arbeiten auf dem Laufenden zu sein, startete man mit einer Eigenentwicklung. Doch schnell erkannte man, dass der Aufwand für die Erstellung und Pflege der Software neben dem üblichen Tagesgeschäft einfach zu hoch ist. So entschlossen sich die Verantwortlichen Anfang 2000, nach einem geeigneten Softwarepaket auf dem Markt Ausschau zu halten. "Wir wollten eine Software finden, die in der Lage ist, für die einzelnen Arbeitsschritte die Fertigungszeiten schnell und exakt zu ermitteln sowie unternehmensspezifische Besonderheiten in die Kalkulation mit einzubeziehen", erklärt Elmar Kleiner, Leiter des Maschinenzentrums der Miele & Cie. KG in Gütersloh. Weitere Anforderungskriterien waren:

  • Planungssicherheit in der AV und Fertigung
  • Modulare Architektur und offene Programmstrukturen
  • Netzwerkfähigkeit, insb. Anbindung an das SAP-System
  • Einfach zu erlernende und zu handhabende Bedienoberfläche
  • Hohe Stabilität
  • Längerfristige Investitionssicherheit durch Weiterentwicklung und Nutzung neuester Technologien
  • Sicherstellung von Service und Support

Weiterhin sollte das Kalkulationssystem so flexibel sein, dass sich auch Änderungswünsche leicht und schnell realisieren lassen.

Kalkulationsinstrumentarien sind unabdingbar

Auf der Hannover Messe 2000 wurde Kleiner auf die Planungs- und Kalkulationsinstrumentarien der HSi GmbH aus Erfurt aufmerksam. Es folgten eine ausführliche Präsentation der Software in Gütersloh und Referenzbesuche bei HSi-Kunden, u. a. bei Daimler. Die positiven Eindrücke waren derart überzeugend, dass die Entscheidung fiel, die Softwarelösungen HSplan und HSauftrag im Maschinenzentrum von Miele in Gütersloh einzusetzen.

Gestartet wurde mit HSplan. Diese Software ermittelt exakte Planzeiten und ist das Programm für die Arbeitsvorbereitung in Fertigungsunternehmen, die Wert auf eine präzise Planung und kurze Durchlaufzeiten legen. Möglich wird dies durch den Einsatz der bewährten HSi-Technologiebasis, dem hohen Abbildungsniveau des Softwaresystems sowie der Datendurchgängigkeit von der CAD-Zeichnung über die Definition der Fertigungsprozesse bis zu der Zuordnung realistischer Technologiedaten. Diese Technologiebasis besteht aus vorkonfigurierten Verfahrensmodulen für nahezu alle Bearbeitungsprozesse. Die einzelnen Verfahrensmodule für Drehen, Fräsen, Bohren, Schleifen, Erodieren, Schweißen usw. enthalten Regelwerke zur Zeitenberechnung und branchenübliche Technologiedaten beispielsweise Rz-abhängige Vorschübe, Schnittwerte mit Algorithmen zur Schnittwertoptimierung. Dieser hohe Vorfertigungsgrad sichert dem Anwender eine kurze Einführungszeit. Mit nur wenigen Eingaben erhält er schnell und präzise die errechneten Planzeiten (Haupt-, Neben-, Rüstzeiten) und kann sich bei Bedarf auch für alternative Fertigungsverfahren entscheiden. Generell sind alle Basiswerte und Regeln modifizierbar, um unternehmensspezifische Besonderheiten ebenfalls abbilden zu können. Anwender, die über ein ERP/PPS-System verfügen, steigern durch HSplan erheblich deren Leistungsfähigkeit.

Innerhalb eines Zeitraums von ca. zwei Monaten erfolgte das Einpflegen der unternehmensspezifischen Technologiedaten. Die konkrete Unterweisung der Mitarbeiter im Umgang mit der Software vollzog sich innerhalb weniger Tage. Parallel zur bisherigen Vorgehensweise wurde zunächst mit kleineren und mittleren Aufträgen begonnen. Hier zeigte sich, dass mit den vorkonfigurierten Verfahrensmodulen in Bezug auf die Technologiedaten, z. B. Schnittwerte, hinreichend genau gearbeitet werden konnte.

Anpassungsfähigkeit der Software ist gefragt

Noch innerhalb der Einführungsphase bei Miele konnte die HSi GmbH ihre Flexibilität unter Beweis stellen. Um die volle Transparenz zu erhalten, sollte zusätzlich die Funktion "Schnellschuss" in die Software eingebracht werden. Hier ist das Ziel, sehr schnell einen Auftrag zu erstellen, auch wenn er nur einen einzelnen Arbeitsgang enthalten sollte, so dass er im Auftragsbestand und damit in der Auftragsplanung geführt wird. Beispielsweise kann eine kurzfristige Änderung an einem Bauteil mit einer zweistündigen Bearbeitungszeit anstehen, die nicht einmal die Erstellung eines Arbeitsplans erfordert. Der "Schnellschuss" ermöglicht, in ca. 1 Minute die Auftragserfassung vorzunehmen, unmittelbar die Belastungssituation in der Fertigung darzustellen sowie die entsprechenden Arbeitspapiere kurzfristig bereitzustellen. Da die Ergebnisse der Software-Nutzung in der Einführungsphase zufriedenstellend waren, entschied man sich, alle Aufträge mit den neuen Planungsinstrumentarien zu bearbeiten.

Mit HSauftrag steht eine handhabbare Steuerungslösung für die Werkstatt unterhalb der ERP-Ebene zur Verfügung. Dabei liegt der Fokus auf Terminierung, Kapazitätsvorschau, Rückmeldung, Auftragsfortschritt sowie Nachkalkulation. Den Arbeitsvorbereitern und dem Werkstattleiter bietet sich damit die Möglichkeit, die Aufträge zu terminieren und die Fertigungskapazitäten gleichmäßig auszulasten. Hier liefert insbesondere das Modul "Plantafel" eine informative und aussagekräftige Darstellung von Terminen und Kapazitäten, indem der aktuelle arbeitsplatz- und auftragsbezogene Stand der Fertigungsplanung dargestellt wird. Auf einen Blick sieht der Anwender alle Kapazitäts-Über-/Unterdeckungen und kann damit schnell und gezielt die notwendigen Umplanungen vornehmen.

Die ermittelten exakten Planzeiten, die erzielte Transparenz im Projektfortschritt sowie die Nachvollziehbarkeit per Mausklick führten sowohl bei den Planern als auch bei den Mitarbeitern der Fertigung zu einer hohen Akzeptanz. Erhielt die Arbeitsvorbereitung früher werkstattseitig Nachfragen, fehlten den Planern zeitnah wichtige Informationen, um die Planzeiten entsprechend erläutern zu können. Wichtige Sachverhalte, z. B. wie machen sich konstruktive Änderungen hinsichtlich der Zeit, der verfügbaren bzw. benötigten Kapazität und im Budget bemerkbar, lassen sich auf der Basis von HSplan und HSauftrag einfach und schnell klären.

Nachdem die Prozesse sich über einen längeren Zeitraum als stabil erwiesen haben, stand als weiterer Integrationsschritt die Kopplung an das SAP-System an. Nach der Anpassung der Schnittstellen erfolgte sehr schnell die Umsetzung in eine prozesssichere Installation, so dass im Hintergrund der HSi-Software permanent die Übergabe der benötigten Daten an das SAP-System erfolgt. Mit diesem Schritt werden die Projekte auch dem übergeordneten Management schneller und transparenter präsentiert. Außerdem steht dem Projektcontrolling eine aussagefähige Basis u. a. über Kapazitätsauslastung, Kostenentwicklung und Terminverhalten zur Verfügung.

Mehr Funktionalität mit der Umstellung auf die JAVA-Version

Im Jahr 2011 erfolgte der Wechsel auf die JAVA-Version der implementierten HSi-Software. "Dabei war uns im Rahmen der Umstellung wichtig, dass ergänzende Informationen z. B. als PDF-Dateien an jeden Arbeitsplan angehängt werden können. So wird für den Mitarbeiter an der Maschine nicht nur erkennbar, welcher Auftrag als nächster ansteht, sondern er vermag zugehörige technische Zeichnungen abzurufen", erläutert Kleiner. Letztlich liefert die Plantafel neben dem Arbeitsplan weitere nützliche Informationen auch für den Planer. Gleichzeitig mit dem Versionswechsel wurde auch die Übernahme von Stücklisten in die HSi-Software eingerichtet. Dieses Übernahmemodul hätte schon in der alten Version aktiviert werden können. Doch man entschied sich für diesen Zeitpunkt, um den Wechsel auf die nächste höhere CATIA-Version abzuwarten und somit von einem definierten Output ausgehen zu können. Mit der Stücklistenübernahme konnte eine deutliche Arbeitserleichterung für die Arbeitsvorbereiter erreicht werden.

Als sehr hilfreich erweisen sich die vorkonfigurierten HSi-Verfahrensbausteine insbesondere für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Ein entsprechendes Fachwissen auf dem Sektor der Arbeitsvorbereitung sowie der Zerspanung ist dennoch Voraussetzung für den Einsatz der Systeme. Der erfahrene und zudem mit der Software vertraute Planer ist mit seinem Know-how auch in der Lage, "gewisse Abkürzungen" zu nutzen. Beispielsweise kann er bei Wiederholungen oder Varianten von Bauteilen den Arbeitsgängen sofort passende Planzeiten zuordnen. Im Wesentlichen trägt hierzu die Nachvollziehbarkeit der Planungsergebnisse bei. Denn aus der Auswertung der Rückmeldungen u. a. bei der Nachkalkulation lernt man, für bestimmte Arbeitsgänge auch die Zeiten einzuschätzen. Ebenso vorteilhaft hat sich die Möglichkeit der Hinzunahme von Faktoren in applikationsspezifischen Situationen erwiesen. So lassen sich z. B. typische Probleme beim Einsatz eines 200er Messerkopfs durch die Festlegung eines Faktors berücksichtigen.

"Definitiv ist es, dass das Softwaresystem durch Anpassung über Technologiedaten oder Regeln neuen Anforderungen gerecht wird. Wenn derartige Aufgaben anstehen, beauftragen wir jedoch die Spezialisten aus Erfurt. Natürlich könnten wir selbst Hand anlegen, doch die Zeit haben wir nicht", berichtet Kleiner und merkt an: "Darüber hinaus haben wir im Rahmen unserer Aktivitäten und aus der Sicht eines Einzelfertigers festgestellt, dass sich die Schnittdaten von neuen Werkzeugen im Zeitraum von etwa fünf Jahren nicht so dramatisch ändern. Anders sieht es allerdings bei Änderungen von Frässtrategien aus. Hier müssen wir sofort reagieren. In der Regel schaffen es unsere Planer, über entsprechende Faktoren diese Änderungen zu realisieren. Anderenfalls geschieht dies mit der Unterstützung von HSi über die Hotline." Auf den HSi-Anwenderforen hat Kleiner festgestellt, dass hingegen die Serienfertiger mit hoher Intensität von der Möglichkeit Gebrauch machen, selbstständig durch Modifikation oder Neuerstellung der Regeln ihre Prozesse bedarfsgerecht zu optimieren.

"Es hat sich gezeigt, dass wir mit HSi einen zuverlässigen Partner haben, welcher uns flexibel mit praxisgerechten Lösungen zu Seite steht", resümiert Kleiner. "Wir verzeichnen eine hohe Nachvollziehbarkeit in Bezug auf ermittelte Planzeiten, erstellter Kalkulationen und Arbeitspläne. Aufgrund der hohen Transparenz können wir Aufträge mit höherer Priorität gezielt berücksichtigen. Die erzielte Planungssicherheit schlägt sich u. a. in einer 100 %igen Termintreue nieder. Darüber hinaus haben wir mit Sicherheit unsere Ausbringung um 10 bis 15 % steigern können." kf

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