Interview
Gute Aussichten für Metallbearbeitung
Dr. Alexander Broos, Leiter Forschung und Technik im VDW, verrät im Interview mit Daniel Schilling die neuesten Trends in der Metallbearbeitung und was Additive Fertigung und der Wandel in der Automotivebranche für die Industrie bedeuten.
Welche Trends prägen zurzeit die Metallbearbeitung?
Die aktuellen Trends 2022 sind Fortschreibungen von längerfristigen Entwicklungen. Um einige Beispiele zu nennen: Die Verkleinerung von Losgrößen bis hin zu Losgröße 1 bleibt wichtig. Dann spielt die Prozessintegration eine wichtige Rolle, dass etwa mit einer Aufspannung eines Werkstücks mehrere Verarbeitungsprozesse vorgenommen werden können. Zentral ist der Ausbau der Konnektivität, das heißt die Vernetzung auf dem Shopfloor wie auch mit der Unternehmens-IT. Dabei geht es über die technische Ebene hinaus auch um Anwendungen, die einen echten Mehrwert aus dieser Vernetzung generieren. Eine wichtige Rolle wird auch die Anlagenbedienung spielen. Die Prozesse werden auf der einen Seite immer komplexer, auf der anderen Seite wird es immer schwieriger, sehr gut ausgebildete Maschinenbediener zu finden, die diese Anlagen steuern. Das ist auch auf internationalen Märkten wichtig, wo das Ausbildungsniveau vielleicht geringer ist.
Welche Konsequenzen hat der Wandel vom Verbrenner zum Elektromotor in der Automobilindustrie?
Der Wandel ist derzeit im Gang, aber noch lange nicht abgeschlossen. Wichtige Fragen wie die Ladeinfrastruktur oder die nachhaltige Produktion von Batterien sind noch nicht abgearbeitet und auch nicht trivial. Dass ein Elektrofahrzeug weniger zerspanend bearbeitete Komponenten benötigt als ein Verbrenner mit Getriebe, ist schon länger bekannt, allerdings bietet die Umstellung auch Chancen für den Maschinen- und Anlagenbau, etwa beim Aufbauen neuer Produktionsketten.
Welchen Stellenwert werden künftig additive Verfahren bei der Metallbearbeitung haben?
Additive Manufacturing hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Die entsprechenden Verfahren bieten sich durchaus an, wenn es um Aufträge mit kleinen Losgrößen in bestimmten Branchen wie der Medizintechnik oder dem Flugzeugbau geht, also Branchen, wo sich die hohen Kosten rechnen. Tatsache ist aber auch, dass in der Serienfertigung der klassische Produktionsweg aus Gießen und anschließender zerspanender Bearbeitung deutlich kostengünstiger ist. Darum hat Additive Manufacturing im Augenblick nur einen sehr geringen Anteil am Produktionsvolumen in der Metallverarbeitung. Alle Indikatoren weisen darauf hin, dass dies auch längerfristig noch so bleiben wird. Ein aktueller Trend, um noch einmal auf die Eingangsfrage zurückzukommen, ist auf jeden Fall die Integration von Additive Manufacturing in die Prozesskette.