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Einzelfertiger diskutierten aktuelle Herausforderungen

Im Mittelpunkt der diesjährigen Impulstage für Einzelfertiger vom 15. bis 16. Juni stand die Frage, wie mittelständische Industrieunternehmen mit den Herausforderungen umgehen können, die sich aus dem grundlegenden Wandel ihrer Märkte ergeben.

140 Manager der ersten und zweiten Führungsebene nutzten die Best-Practice-Foren, World-Cafés, Vorträge und Podiumsdiskussionen der Impulstage, um ihr aktuelles Vorgehen zu hinterfragen und Anregungen für ihre weitere Unternehmensentwicklung zu bekommen.

140 Manager der ersten und zweiten Führungsebene nutzten die Best-Practice-Foren, World-Cafés, Vorträge und Podiumsdiskussionen der Impulstage, um ihr aktuelles Vorgehen zu hinterfragen und Anregungen für ihre weitere Unternehmensentwicklung zu bekommen. „Zu den beherrschenden Themen zählten die Auswirkungen von Industrie 4.0, der sich weiter zuspitzende Fachkräftemangel und die Anpassung der bisherigen Managementmethoden an die wachsende Dynamik der Märkte“, fasst Michael Braetz die Schwerpunkte der diesjährigen Konferenz zusammen. Braetz ist Geschäftsführer des ife Netzwerk für Einzelfertiger, das Kongresse für diese Zielgruppe seit 2010 veranstaltet.

Neue Business-Möglichkeiten waren auch gleich das Leitmotiv des Eröffnungsvortrags von Lili Tao. Die stellvertretende Generalkonsulin der Volksrepublik China schilderte die aktuelle Wirtschaftslage ihres Heimatlands und ging auf die Investitionschancen für Unternehmen aus der DACH-Region ein. Hierbei hob Tao hervor, dass der Ende 2015 beschlossene neue Fünfjahresplan eine Fülle von Entwicklungsideen beinhalte, die gerade auch für industrielle Know-how-Träger aus dem deutschsprachigen Raum interessant seien. So zum Beispiel, wenn es um Lösungen für die Aufgabengebiete „Grüne Entwicklung“ oder „Verbesserung des Lebensstandards“ geht.

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Operative Exzellenz

Ralph Wiechers, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des VDMA, führte die Gedanken seiner chinesischen Vorrednerin fort und stellte zunächst fest, dass die Wirtschaftsdynamik zahlreicher Schwellenländer zwar deutlich nachgelassen habe. Doch gleichzeitig unterstrich Wiechers, dass diese Länder keineswegs als Kunden ausfallen würden. Ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung sei gekennzeichnet durch eine forcierte Industrialisierung, deren Motor die wachsenden Bedarfe an industriellen Produkten einer weiter zunehmenden Bevölkerung sei. Trotz steigender Konkurrenz in den Schwellenländern selbst könne der deutsche Maschinenbau von dieser Entwicklung profitieren, wenn er Internationalisierung und Innovation mit operativer Exzellenz kombiniere, so Wiechers.

Industrie 4.0 in der Einzelfertigung

Bei den unmittelbaren Wertschöpfungsthemen des Kongresses beherrschte der Megatrend Industrie 4.0 die Diskussion. Trotz unterschiedlichster Branchenzugehörigkeit, das Spektrum reichte vom Anlagenbauer bis zur Yachtenwerft, waren sich die Teilnehmer darin einig, dass die vierte industrielle Revolution die zukünftige Arbeitsweise der Einzelfertiger tiefgreifend verändern werde. Stellvertretend für eine Vielzahl weiterer Tagungsbeiträge zeigte Prof. Norbert Gronau von der Uni Potsdam in seiner Keynote auf, worin die tatsächlichen Mehrwerte von cyber-physischen Systemen liegen und wie deren Potenziale erkannt und wirtschaftlich umgesetzt werden können.

Zahlreiche weitere Programmpunkte der Impulstage gingen auf die bereits bestehenden Anwendungsmöglichkeiten marktreifer Industrie 4.0-Konzepte ein. Auf großes Interesse stieß dabei auch die Keynote von Dieter Rosenthal, Mitglied der Geschäftsführung der SMS Group. Als Lieferant von Anlagen- und Serviceleistungen für die Stahl- und Nichteisen-Metallindustrie, der über ein internationales Fertigungsnetzwerk verfügt, sieht SMS intelligente Komponenten und Maschinen als Voraussetzung für Industrie 4.0. An mehreren Beispielen erläuterte Rosenthal die Entwicklung einer neuen Generation von Kernkomponenten und stellte deren Einbindung in Industrie 4.0/digitale Produkte dar.

Organisatorische Reife steigern

Angesichts der immer weiterreichenden Digitalisierung der Wertschöpfungsprozesse wächst aber auch die Bedeutung der organisatorischen Reife. So der Tenor vieler Konferenzbeiträge, die das Augenmerk der Teilnehmer darauf lenkten, wie Einzelfertiger ihre Abläufe und ihr Arbeitsverständnis an die neue Produktionswelt anpassen können.

Besonderen Zuspruch erhielt die provokante Keynote von Hon.-Prof. Lars Vollmer von der Unternehmensberatung Vollmer & Scheffczyk. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, stellte Vollmer zunächst dar, wie auch in Industrieunternehmen viel Zeit mit Tätigkeiten verbracht wird, die zwar wie Arbeit aussehen, jedoch kaum etwas zur Wertschöpfung beitragen. Vor dem Hintergrund dieser „theater-ähnlichen Form von Business“ erläuterte Vollmer, dass zahlreiche Unternehmen trotz des Wandels um sie herum an bis zu hundert Jahre alten Prinzipien festhalten. Im Anschluss an diese Bestandsaufnahme zeigte Vollmer Wege auf, wie Einzelfertiger eine neue Arbeitswelt gestalten können, die sowohl wertschöpfender für das Unternehmen als auch zufriedenstellender für ihre Mitarbeiter ist.

Die Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit war auch Schwerpunkt vieler Beiträge aus dem Themengebiet Personalmanagement. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Best-Practice-Vortrag von Ingo Körner. Darin ging der Geschäftsführer des Anlagenbauers Broetje-Automation der Frage nach, wie man als Einzelfertiger aus einer eher ländlich geprägten Region Mitarbeiter für sich begeistern und dann auch dauerhaft an sich binden kann. Körner zeigte, wie es seinem Unternehmen über ein attraktives Markenkonzept und eine authentisch gelebte Firmenkultur gelungen ist, die Zahl seiner hochqualifizierten Mitarbeiter in den vergangenen zehn Jahren zu verdoppeln.

Plädoyer für den Erhalt des Steuerwettbewerbs in Europa

Zusätzlich zu den operativen und strategischen Best Practice-Themen beschäftigten sich die Impulstage auch diesmal wieder mit einer politischen Debatte, die gerade auch aus Sicht der stark mittelständisch geprägten Einzelfertiger relevant ist. Rolf von Hohenhau, Präsident der Taxpayers Association of Europe, nutzte die Einladung, um für den Erhalt des Steuerwettbewerbs in Europa zu werben. Von Hohenhau wies darauf hin, dass vielerorts Stimmen lauter würden, die Einkommen- und Körperschaftssteuer zu harmonisieren. Zwar sähe der EU-Vertrag bislang keine Harmonisierung vor. Bei Einstimmigkeit wäre es jedoch jederzeit möglich, auch die direkten Steuern anzugleichen. Als Vertreter des Steuerzahlerbunds sprach sich von Hohenhau gegen vereinheitlichte steuerliche Bemessungsgrundlagen oder Mindeststeuersätze in der EU aus. Wenn Europa im internationalen Wettbewerb eine Chance haben wolle, müsse es seine Vorteile erhalten. Dazu zähle insbesondere auch der Steuerwettbewerb. 

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