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CAD & Cajun am Mississippi
Alle Jahre wieder: Solidworks, einer der führenden Hersteller von Software für die Produktentwicklung, hatte Kunden und Partner aus der ganzen Welt zur großen Anwenderkonferenz geladen. Vier Tage lang drehte sich in New Orleans alles um das Leitmotto ¿Design with Vision¿. Neben vielen Produktinfos erfuhren die rund 3.500 Teilnehmer auch Wissenswertes über den Aufbau der angeschlagenen Stadt am Mississippi.
Wer New Orleans von der letzten Solidworks-Konferenz im Januar 2000 kannte war erstaunt: Hatten die Medien nicht von schlimmen Verwüstungen, von der Flucht der Einwohner und Streitereien über den Wiederaufbau berichtet? Davon ist bei der Anreise auf den ersten Blick nicht viel zu sehen und auch das legendäre French Quarter versprüht noch immer eine Mischung aus Süd-Staaten- und Cajun-Flair und wird seiner Rolle als heimliche Blues- und Karnevals-Hauptstadt der USA gerecht. Hinter den Kulissen sieht es allerdings ganz anders aus. Darüber berichtete Colonel Lewis F. Setliff vom Ingenieurkorps der US-Armee, der die Aufbauarbeiten in New Orleans leitet. Er bildete den Gegenpart zu einem gemischten Programm, das von 170 Workshops, und Produktinformationen über eine Ausstellung mit mehr als 100 Partnerfirmen bis zu interessanten Vorträgen von Solidworks-Kunden und den Überraschungsgästen Steve Wozniak (Erfinder, Unternehmer, Bestsellerautor und Mitbegründer von Apple) und Leonard Nimoy (der legendäre Mr. Spock vom Raumschiff Enterprise) reichte.
Ein Anwendertreffen dieser Art steht auch immer für ein bisschen Show made in USA. Die Eröffnungsrede von COO Jeff Ray drehte sich vor allem um den Erfolg des Unternehmens, das 2007 seinen zehnten Geburtstag als Dassault Systèmes-Tochter feiert, bemerkenswerte Kundenprojekte und die immer weiter wachsende Gemeinde der Anwender. Aber es wurde auch viel über das Produktportfolio berichtet: Rings um das Kernprodukt, die 3D-CAD-Software, hat der Hersteller (auch) mithilfe von Partnern ein ganzes Portfolio von ergänzenden Produkten geschaffen, die nicht nur die Produktentwicklung vereinfachen, sondern auch die Integration in die IT-Landschaft der Unternehmen ermöglichen. Dazu zählen beispielsweise Produkte zur Validierung einer Konstruktion sowie die Simulation von Bewegungen oder Strömungen und die Verbindung in die Fertigung mit CAM-Programmen. Großes Augenmerk wurde in jüngster Vergangenheit auch auf die Verwaltung von Daten gelegt.
Ein Meilenstein war hier der Kauf von Conisio, einer schwedischen Software für das Produktdaten Management (PDM). Damit verfügt Solidworks nun über drei Lösungen für das Datenmanagement, die einfach bedienbar sind und neben den Stammkunden in kleinen und mittleren Unternehmen auch den Einsatz des CAD-Systems in größeren Unternehmen ermöglicht. Meldungen über größere Neukunden belegen dies. Auch für die Anbindung an ERP-Systeme sind inzwischen mehrere Lösungen verfügbar.
Zu den weiteren Veranstaltungen zählte auch ein Forum für nachhaltige Technologien. Dort wurden Probleme der Produktkonstruktion diskutiert, die zunehmend an Bedeutung gewinnen: Die Erfüllung der Kundenanforderungen und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften für umweltfreundliche Produkte.
Die Diskussion mit Forumsgästen konzentrierte sich auf die Rolle des Designers und Konstrukteurs bei der Herstellung material- und energieeffizienter sowie gleichzeitig möglichst umweltfreundlicher Produkte. Erste Einblicke gewährte die Software-Schmiede auch in die nächste Version des 3D-CAD-Systems Solidworks 2008. Diese soll in Europa ab Juli erhältlich sein. Neben zahlreichen Verbesserungen und Weiterentwicklungen, die zu 92 Prozent von den Anwendern angeregt wurden, konzentriert sich das Unternehmen mit der neuen Version mehr auf das Design in der Produktentwicklung als auf das Konstruieren. Dazu zählt nicht nur die „Freiheit für Konstrukteure, auch ungewöhnliche Entwürfe anzugehen, sondern auch das Vertrauen in die eigene Arbeit“, wie es CEO John McEleney formulierte. Fazit: Viel Neues in der Solidworks-Welt und den USA – bei einer Zwischenlandung in Washington schließt sich der Kreis und man reibt sich verwundert die Augen. Ein Blick in die Tageszeitungen belohnt den interessierten Besuchern mit ungewohnten Einblicken in den amerikanischen Alltag: Die Kosten für den Irak-Krieg werden genauso kritisch betrachtet wie der Einsatz selbst; der Smart, ein deutscher Kleinstwagen, weckt Begehrlichkeiten im Land der Spritfresser; die Gefahren des Klimawandels werden engagiert diskutiert. Und am Stand nebenan werden Anti-Bush T-Shirts verkauft.
Stefan Graf / graf@hoppenstedt.de